Desenzano, unser Städtchen
Aus dem Tagebuch vom Park Hotel
Es gibt Tage, an denen ich mit tausend Gedanken aufwache, ich weiß nicht, ob Ihnen das auch passiert. Ich stehe morgens mit wirbelndem Kopf auf und möchte mich einfach nur leicht fühlen.
An Tagen wie diesen nehme ich mir ein Stündchen Zeit ganz für mich allein. Nach einem Cappuccino und einem Croissant öffne ich die Türen des Hotels, überquere die Straße und schon bin ich am See angekommen, beherzt entschlossen, denn der Peler, der Nordwind, weht am Morgen und oft kräftig.
Aber genau diese Wirbel, die den See aufwühlen, scheinen die Gedanken zu packen und sie weit weg zu tragen.

Gewöhnlich gehe ich auf den Hafen zu und folge der Reihe von Bäumen, die wie Metronome pünktlich den Wechsel der Jahreszeiten anzeigen.
Von der weißen venezianischen Brücke gehe ich hinunter in den Schutz des Porto Vecchio, wo man immer Ruhe findet. Hier ist das Licht immer wunderbar: weich und golden am Morgen, warm und fröhlich von Mittag bis Sonnenuntergang. Morgens sehe ich ab und zu den letzten Fischer mit seinem kleinen Holzboot voller Netze zurückkehren.

Vor mir liegt die Piazza Malvezzi mit ihren langen Arkaden: Der Duft von Kaffee und Brioche liegt in der Luft und die Stimmen derer, die in den Geschäften des Zentrums arbeiten und sich gegenseitig grüßen, bevor sie den Tag beginnen. Rechts die Kathedrale Santa Maria Maddalena mit Gemälden von Andrea Celesti und Tiepolo, links eine Apsis mit einer Madonna: Sie hat ein gütiges Gesicht, wenn ich eintrete, bleibe ich immer vor ihr stehen.

Rund um den Hauptplatz gibt es mehrere Gassen, um zum Schloss zu gelangen, die beliebteste ist die Via Castello mit ihren bunten Häusern und Geschäften. Aber die geheimste Gasse ist Vicolo Molini (weil hier einst eine alte Mühle stand), die neben dem Restaurant La Stella beginnt.

Das ist die Gasse der Einheimischen, der Desenzaner: 48 verschwiegene Stufen, um in kürzester Zeit zum Schloss zu gelangen, alles zum Entdecken.
Vom Balkon des Castello aus verliert sich der Blick auf die Halbinsel von Sirmione, die sich in die Mitte des Sees schiebt, bis hin zum Westufer, das steil in den See abfällt. Es ist ein Anblick, der einem jedes Mal den Atem stocken lässt.

Meine Lebenskraft, meine positive Energie und meine Horizonterweiterung haben sich auch heute wieder regeneriert. Ich betrete das Hotel, bereit, einen neuen Tag zu beginnen, einen Tag, an dem der Wunsch, Sie durch die Straßen unseres Städtchens zu fèhren, immer stark ist, weil seine Schönheit, seine Geschichte und sein Leben wirklich in der Lage sind, jeden Gedanken zu verjagen und jeden neuen Tag aufs Beste zu beginnen.
PS: Ebenfalls im Zentrum, gleich hinter dem Hotel, befindet sich die Villa Romana, mit wunderschönen farbigen Mosaiken - die für jene historische Periode eine Seltenheit sind - jedes Mal, wenn ich dorthin gehe, denke ich, ja, jener römische Herr, der hier diese schöne Villa gebaut hatte, hatte es wirklich erraten: In Desenzano lässt es sich gut leben ... die Römer hatten dies schon Jahrhunderte vor uns erkannt !